Leichter Gipfel mit großer Aussicht

Auf den Hohen Fraßen mit Herzensgeschichte

Heute soll es eine Wanderung sein, aber bitte ohne zu viel Anstrengung. Ich liebe die Berge, doch heute möchte ich es gemütlich angehen. Maximal 600 Höhenmeter, eine Hütte mit grandioser Aussicht, ein Gipfel, der hoch genug ist, um mich zu begeistern, aber nicht so hoch, dass ich danach völlig erschöpft bin. Zugegeben, meine Ansprüche sind nicht gerade gering, aber der Hohe Fraßen scheint all diese Wünsche zu vereinen.

Los geht’s ganz entspannt mit der Gondel, die mich auf 1.401 Meter bringt. Von hier aus setze ich meine Wanderung zu Fuß fort. Dank der Muttersbergbahn ist der 2.000 Meter hohe Gipfel erstaunlich leicht erreichbar – und seine Lage verspricht atemberaubende Ausblicke.

Am Muttersberg laufe ich zunächst an einigen Kunstwerken des Alpine Art Muttersberg Weges vorbei. Eines davon hat es mir besonders angetan – ein Wegpfeiler. Aus der Ferne sieht er ganz normal aus, doch als ich näher komme, erkenne ich, dass er Teil der Ausstellung ist. Aber mehr verrate ich nicht – das musst Du schon selbst entdecken! Heute steht jedoch der Berg im Fokus, also biege ich beim Kunstwerk in den Wald ab und folge dem Pfad bergauf. Die Wanderung mag zwar nicht lang und schwierig sein, doch die Wege haben es durchaus in sich. Aber kein Grund zur Sorge – mit einer ordentlichen Portion Motivation geht es zügig voran.

Schon von weitem erblicke ich die Fahne, die vor der Fraßenhütte weht. Dort angekommen, bewundere ich die Sonnenliegen auf dem kleinen Plateau vor der Hütte. Ein verlockender Anblick – aber ich widerstehe der Versuchung, mich jetzt schon hinzulegen. Wenn ich mich jetzt entspanne, schaffe ich den letzten Anstieg nicht mehr. Also, weiter geht’s! Das letzte Stück führt durch die Latschen, immer mal wieder um eine Kurve, und wird noch einmal steil. Doch dann stehe ich endlich oben! Neben dem traditionellen Gipfelkreuz erwartet mich hier oben eine Überraschung – nepalesische Gebetsfahnen flattern im Wind. Was hat es damit wohl auf sich? Egal, sie sehen fantastisch aus und machen sich perfekt auf meinen Fotos! Die Aussicht ist schlicht überwältigend – der Blick schweift über den Walgau, hinüber zum Rätikon, zur Silvretta und auf der anderen Seite bis in den Biosphärenpark Großes Walsertal. Ein Traum! Von hier aus könnte man die Überschreitung machen, aber ich habe nur noch die Hütte im Kopf – die lasse ich mir nicht entgehen.

Schwupps, bin ich wieder unten bei der Fraßenhütte. Der Abstieg ging schneller als gedacht – lag es wohl am verlockenden Duft des Essens, der mir entgegenwehte? Normalerweise bin ich ein Fan von traditionellen, heimischen Gerichten, aber heute sticht mir etwas Besonderes ins Auge: Sherpa Nudeln. Als mir ein nepalesischer Landsmann das Essen serviert, bin ich baff. Kurz fühle ich mich wieder wie im Urlaub – dabei bin ich doch gerade erst vor vier Wochen von meiner Nepalreise zurückgekehrt. Im Gespräch erfahre ich, dass er gemeinsam mit seiner Frau, die aus Tirol stammt, die Hütte führt. Die beiden haben sich auf der Ravensburger Hütte kennengelernt, wo er als Saisonarbeiter tätig war. Jetzt leben sie ihren gemeinsamen Traum – eine herzerwärmende Geschichte und der perfekte Abschluss eines rundum gelungenen Bergtages.