Ein schützenswerter Naturraum
Die Europaschutzgebiete „Verwall“ und „Klostertaler Bergwälder“
Von steilen Bergwäldern und artenreichen Magerwiesen bis hin zu beeindruckenden Mooren und weitläufigen alpinen Rasen – das Klostertal bietet eine unvergleichliche Lebensraumvielfalt. Kein Wunder, dass es gleich zwei bedeutende Europaschutzgebiete umfasst: die „Klostertaler Bergwälder“ und das „Verwall“.
Im Jahr 2003 wurden diese Gebiete als erste Natura 2000-Schutzgebiete im Klostertal ausgewiesen. Natura 2000 ist ein europaweites Netzwerk von Schutzgebieten, das darauf abzielt, gefährdete und seltene Arten sowie ihre Lebensräume zu schützen und für zukünftige Generationen zu bewahren. In Vorarlberg gibt es insgesamt 39 Europaschutzgebiete, die von den sanften Ufern des Bodensees bis zu den Gipfeln des Verwalls reichen und zahlreichen Tier- und Pflanzenarten eine wichtige Lebensstätte bieten.
Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder
Der Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder engagiert sich seit über 10 Jahren für den Erhalt dieser wertvollen Gebiete. Der Verein fungiert als zentrale Anlaufstelle für Gemeinden, Tourismus, Jagd, Forst und Bevölkerung und arbeitet daran, das Wissen über die Europaschutzgebiete in der Region zu erweitern und deren Akzeptanz zu fördern. Die vielfältigen Aktivitäten des Vereins umfassen naturkundliche Exkursionen, freiwillige Arbeitseinsätze und Projekte zum Erhalt schützenswerter Lebensräume und Habitate wie die Renaturierung von Mooren. Weitere Informationen finden sich auf der Website des Vereins sowie auf Instagram und Facebook.
Europaschutzgebiet „Klostertaler Bergwälder“
Bereits am Eingang zum Klostertal eröffnet sich eine imposante und reich strukturierte Berglandschaft. Schroffe Berggipfel, steile Wildbäche, spektakuläre Wasserfälle sowie ineinander verzahnte Wälder und Wiesen verleihen dem Klostertal seinen wahrlich einzigartigen Charakter. Vor allem steile Wälder mit reichlich totem Holz und bunte Magerwiesen prägen das Bild. Die „unaufgeräumten Wälder”, in denen abgestorbene Bäume teilweise noch in großer Zahl vorhanden sind, bieten beste Voraussetzungen für eine Vielzahl an hoch spezialisierten Arten.
Die „Klostertaler Bergwälder“ erstrecken sich wie ein schmales Band über 23 km nördlich der Alfenz von Langen am Arlberg bis Bludenz und beherbergen eine Fülle an Gebirgsvogelarten, darunter 6 unterschiedliche Spechtarten und seltene Greifvögel. In den schwer zugänglichen Wäldern und den eingestreuten Magerwiesen findet sich so manch seltene Art, die anderenorts bereits verschwunden ist. Fast die Hälfte aller in Vorarlberg brütenden Vogelarten findet sich hier. Und das, obwohl die Klostertaler Bergwälder nur einen kleinen Ausschnitt der Vorarlberger Naturvielfalt darstellen.
In den blütenreichen Magerwiesen gedeihen zahlreiche seltene und teilweise geschützte Arten, darunter farbenprächtige Orchideen. Die Betriebsamkeit von Insekten und anderen Kleintieren trägt zur Lebhaftigkeit dieser Wiesen bei. Die enge Verzahnung von naturnahen Wäldern und extensiven Wiesen schafft einen besonders reichen Lebensraum für Flechten, Moose, seltene Pflanzen sowie große Säugetiere, die hier im strengen Winter ein wohltuendes Sonnenbad genießen.
Europaschutzgebiet „Verwall“
Das Europaschutzgebiet „Verwall“ bildet einen markanten Gegensatz zu den wärmegetönten Laubmischwäldern der Sonnseite. Es umfasst etwa 120 km² und ist damit das größte Schutzgebiet in Vorarlberg, größer als vier der sechs Nationalparks in Österreich. Das Gebiet erstreckt sich von Partenen über das hintere Silbertal im Montafon bis nach Langen am Arlberg und bietet eine beeindruckende Vielfalt alpiner Lebensräume.
Hier finden sich die größten Lärchen-Zirbenwälder Vorarlbergs, zahlreiche Moore und Seen, ausgedehnte Latschen- und Erlenbüsche, bunte Alpmatten sowie schroffe Felslebensräume. Die Mischung dieser Landschaftsformen schafft einen einzigartigen Lebensraum, in dem sich Pflanzen und Tiere, die anderenorts oft getrennt sind, miteinander verweben.
Ein markantes Merkmal des Verwall ist der Übergang von den Randalpen zu den Zentralalpen. Dieser geologische und klimatische Übergang spiegelt sich in den Gesteinen und dem Niederschlag wieder und trägt zur außergewöhnlichen Biodiversität des Gebiets bei.
Die Abgeschiedenheit und Ruhe des Verwall bieten idealen Schutz für zahlreiche gefährdete Vogelarten wie Alpenschneehuhn, Steinadler und Wanderfalke. Diese Arten finden hier große, wenig erschlossene Rückzugsräume. Der Wanderfalke, der mit bis zu 300 Stundenkilometern auf seine Beute stürzt, gilt als schnellster Vogel der Welt. Auch das Alpenschneehuhn, das sich bei hoher Schneelage fortbewegen kann, und die Krautweide, der „kleinste Baum der Welt“, sind hier heimisch.
Tipps für Deinen Besuch in den Schutzgebieten
Vorarlberg ist ein dicht besiedeltes Bundesland und natürlich auch ein beliebtes Ziel für Gäste, die unsere schönen Naturräume zu Fuß, mit dem Mountainbike, mit Skiern oder Schneeschuhen erkunden und erleben möchten. Entsprechend groß ist die ganzjährige Nachfrage nach Aktivitäten in unseren Naturräumen. Es ist schön, dass die Natur einen derart hohen Stellenwert bei uns hat, gleichzeitig stehen wir vor der Herausforderung, beruhigte Rückzugsräume für unsere Wildtiere und Lebensräume sicherzustellen. Die Europaschutzgebiete im Klostertal sind solche Rückzugsräume. Deshalb ist es so wichtig, dass Besucherinnen und Besucher über das Schutzgebiet und seine schützenswerten Arten und Lebensräume Bescheid wissen. Schließlich kann und sollte jeder dazu beitragen, dieses Naturjuwel auf Dauer zu erhalten.
- Besucherinnen und Besucher der Europaschutzgebiete werden gebeten, auf den Wegen zu bleiben, um die empfindlichen bodenbrütenden Vogelarten nicht zu stören.
- Auch Mountainbikerinnen und Mountainbiker bitten wir die ausgeschilderten Routen und Zeiten einzuhalten, um die Rückzugsräume der Wildtiere nicht zu beeinträchtigen.
- Bitte zudem Hunde an der Leine führen und auf Drohnen verzichten.
Unsere Wildtiere werden euch für eure Rücksichtnahme danken und sich so öfter und vielleicht auch näher blicken lassen.

Aus dem Arbeitsalltag der Gebietsbetreuung
Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter - der Naturschutzverein Verwall-Klostertaler Bergwälder ist das ganze Jahr über im Einsatz für die Europaschutzgebiete. Doch was genau macht die Schutzgebietsbetreuung?