Der „Walserherbst“ – ein Fest für alle Sinne

Wo Natur und Kultur aufeinandertreffen

Alle zwei Jahre geht im Großen Walsertal mit dem „steilsten Kulturfestival“ ein ganz besonderes Fest über die Bühne. Es vereint Kunst, Musik, Theater, Literatur und Kulinarik inmitten der eindrucksvollen alpinen Landschaft des Biosphärenparks. Seit seiner Gründung hat sich der „Walserherbst“ als einzigartiges Festival etabliert, das nicht nur kulturelle Vielfalt feiert, sondern auch den respektvollen Umgang mit der Natur und die regionalen Traditionen in den Mittelpunkt stellt. Ein Gespräch mit Gründer und Festivalleiter Dietmar Nigsch.

Was macht den Walserherbst zu etwas ganz Besonderem?
Es ist ein Festival in einem weitläufigen Landschaftsraum, ein ganzes Tal wird drei Wochen lang bespielt. Mir geht es bei den Vorbereitungen dafür um das Erspüren der Zeit, in der wir leben. Daraus entsteht dann ein Programm der Vielfalt. Im Rahmen der Veranstaltung geben wir leeren und bedeutungslos gewordenen Räumen und Objekten wieder eine Wertigkeit und füllen sie mit neuen Geschichten. Öffentliche Räume zu schaffen ist für mich eine soziokulturelle Notwendigkeit. Ein Festival soll aber selbstverständlich auch alle Sinne ansprechen, daher ist das Programm breit gefächert.

Wie ist die Idee zu solch einer Veranstaltung  entstanden und in welchem Bezug steht das Festival zum Austragungsort, dem Großen Walsertal?
Der Bezug zum Walsertal ist immer gegeben, schon dadurch, dass ich dort aufgewachsen bin. Später habe ich den ländlichen Raum mit dem städtischen eingetauscht, bekam so zwei Inspirationsquellen, die sich ergänzend und bereichernd für meine Kulturarbeit im Tal auswirken. Der eigentliche Anstoß dieses biennale Festival ins Tal zu bringen, war die Ernennung des Großen Walsertals zum UNESCO Biosphärenpark im Jahr 2000. Die dadurch entstandenen Möglichkeiten einen besonderen Lebensraum kulturell zu gestalten, waren und sind für mich nach wie vor spannend.

Der Walserherbst ist bekannt für ungewöhnliche Veranstaltungen. Welche sind bislang besonders in Erinnerung geblieben beziehungsweise haben in der Region nachgewirkt?
Der Walserherbst ist durchaus als Impuls-Festival anzusehen. So entstanden neben zahllosen temporären Räumen auch einige bleibende Projekte. Dazu zählen unter anderem der Kulturraum Blumenegg in Thüringerberg, der Naturraum Labom in Raggal, das Lutzschwefelbad und der Messnerstall in Buchboden, die Seebühne am Seewaldsee in Fontanella oder die Belebung von vier historischen Walserhaus-Kellerräumen in Blons.

Wer ist das Zielpublikum des Festivals?
Dies waren zu Beginn vor allem die rund 3.480 im Tal lebenden Menschen. Inzwischen lockt der Walserherbst beinahe so viele Besucher:innen an, wie es Bewohner:innen im Großen Walsertal gibt. Ein Festival mit so unterschiedlichen, künstlerischen Sparten bietet für alle Altersgruppen etwas.

Welchen Stellenwert haben Kunst und Kultur Deiner Ansicht nach in der Alpenregion?
Die Kunst im ländlichen Raum verunsichert manchmal, wie alles was neu ist. Aber je näher die Kunst an den Menschen ist, desto stärker ist sie. Durch sie werden Räume geschaffen, die neue Gedanken zulassen. Vielfalt statt Einfalt! Für mich ist Kulturarbeit auch immer eine sozial-politische Auseinandersetzung im jeweiligen Lebensraum.

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