UNESCO Biosphärenpark

Die Natur nutzen, ohne ihr zu schaden

Das Große Walsertal ist ein Hochgebirgstal von großer Ursprünglichkeit und Ruhe. Mit einer Fläche von knapp 192 km², von denen 90 % naturnahe Landschaften sind, erstreckt es sich von 580 bis auf 2.704 Meter Seehöhe. Hier wird die Verbindung zwischen Mensch und Natur achtsam gepflegt.

Seit dem Jahr 2000 ist das Tal ein UNESCO Biosphärenpark – eine Auszeichnung, die nicht nur für den Naturschutz, sondern auch für nachhaltige Regionalentwicklung, Umweltbildung und Forschung steht. In dieser Modellregion wird der Erhalt der biologischen Vielfalt mit einem sanften, verantwortungsbewussten Lebensstil verbunden, der die natürlichen Ressourcen respektiert und schont.

Biosphärenparks wie das Große Walsertal bieten Antworten auf die drängenden Fragen unserer Zeit: Wie können wir ein Leben führen, das im Einklang mit der Natur steht und gleichzeitig unseren Bedürfnissen gerecht wird? In dieser Landschaft wird die Natur nicht nur geschützt, sondern auch bewusst erlebt und genossen – stets mit dem Ziel, ihre ursprüngliche Schönheit zu bewahren.

In einem Biosphärenpark sollen Mensch und Natur miteinander in Wechselwirkung treten und sich positiv ergänzen. Die Natur zu nutzen, ohne ihr zu schaden – so lautet die Devise eines Biosphärenparks.

Von der Arbeit im Biosphärenpark


Das Große Walsertal und die Galapagos-Inseln: Gemeinsam im globalen Netzwerk der UNESCO-Biosphärenparks.

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Leitbild und Bedeutung

Neben dem naturräumlichen Leitbild und der Zonierung ist auch das Bevölkerungsleitbild Voraussetzung für die Einreichung zur Aufnahme als UNESCO Biosphärenpark. 

1999 beteiligten sich fast 70 Personen aus dem Großen Walsertal an der Erarbeitung des Leitbildes. Dieses enthält Grundsätze sowie Entwicklungsziele unterteilt in zwölf Lebens- und Wirtschaftsbereiche. Das Biosphärenpark Leitbild wird alle fünf bis sieben Jahre evaluiert und bildet bis heute wichtige Grundlage für die Entwicklung der Region und fließt in den Managementplan des UNESCO Biosphärenpark Großes Walsertal mit ein.

Durch die aktive Beteiligung der Bevölkerung an der Leitbilderarbeitung und –evaluierung gelang es von Anfang an, wichtige Akteure und Akteurinnen ins Boot zu holen. Für die Verbreitung und Festigung der Biosphärenpark-Idee war und ist dies ein sehr wichtiger Aspekt.

Funktion

Die Funktionen bzw. Aufgaben eines Biosphärenparks umspannen alle Lebens- und Wirtschaftsbereiche der Bevölkerung. 

  • Naturschutz

UNESCO Biosphärenparks sind ökologisch einzigartig. Sie stehen für eine hohe Artenvielfalt und Vielfalt an Lebensräumen. Diese Vielfalt soll in Biosphärenparken geschützt bzw. durch eine naturverträgliche Bewirtschaftung erhalten werden.

Beispiele für diese Vielfalt im Großen Walsertal sind die bunten Blumenwiesen, die eine vielfältige Pflanzen- und Tierwelt beherbergen, oder die Vielzahl an Waldlebensräumen wie z. B. im Naturschutzgebiet Gadental, welches zu den Biosphärenpark Kernzonen zählt. Die intakte Natur- und Kulturlandschaft im Großen Walsertal war eine zentrale Voraussetzung für die Auszeichnung zum Biosphärenpark.

  • Nachhaltige Regionalentwicklung

Neben dem Schutz der biologischen Vielfalt gehört auch die nachhaltige Entwicklung der Region zu den Aufgaben von UNESCO-Biosphärenparks. 

Ganz im Sinne der Sevilla Strategie ist die Einbindung der Bevölkerung dabei ein entscheidender Faktor. Seit der UNESCO-Anerkennung 2000 wurden im Großen Walsertal zahlreiche Projekte und Initiativen gestartet, die sich mit der nachhaltigen Entwicklung der Region und naturverträglichen Wirtschaftsweisen befassen.

  • Forschung & Umweltbildung

Forschung schafft die Grundlagen für die Entwicklung der Region - in ökologischer, wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht - und stärkt das Verständnis für das Verhältnis zwischen Mensch und Natur.

Bildung für nachhaltige Entwicklung vermittelt Werte genauso wie Wissen und Verhaltensweisen, die zu einer lebenswerten Zukunft und positiven Veränderung der Gesellschaft beitragen.

  • Kulturerhalt

Zu Kultur zählt alles, was vom Menschen geschaffen oder gestaltet wurde. Der Erhalt der Kulturlandschaft im Großen Walsertal steht in engem Zusammenhang mit Brauchtum und Erfahrungswissen aus vielen Generationen. 

So ist das Bewusstsein der 700jährigen Walsergeschichte, die Pflege von Dialekt, Tracht und Brauchtum gleichermaßen wichtig. Gleichzeitig gilt es das Erfahrungswissen rund um die Bewirtschaftung und nachhaltigen Nutzung der Kulturlandschaft festzuhalten und in die heutige Zeit zu übertragen. 

Auf einer Magerwiese findet man rund 60-70 Pflanzenarten pro Quadratmeter. Von jeder Pflanzenart leben rund 10 Insektenarten. Somit weisen Magerwiesen eine höhere Artenvielfalt als Regenwälder auf und zählen neben den Auwäldern zu den artenreichsten Lebensräumen in Europa.

Zonierung

Um die vielfältigen Aufgaben erfüllen zu können, sind Biosphärenparks in drei Zonen eingeteilt:

  • Entwicklungszone

Die Entwicklungszone (2.587 ha, 13,5 %) ist der Lebens-, Wirtschafts- und Erholungsraum für die Menschen. Dazu gehört der gesamte Dauersiedlungsraum des Großen Walsertals.

  • Pflegezone

Die Pflegezone (13.331 ha, 69,5 %) besteht aus einer durch die traditionelle Dreistufenwirtschaft geprägten Kulturlandschaft, die für Tiere und Pflanzen Lebensraum ist – und es durch naturnahe Landwirtschaft auch bleiben soll. Dazu gehören vor allem Bergwälder, Alpweiden und traditionell genutzte Bergwiesen.

  • Kernzone

Die Kernzone (3.304 ha, 17 %) besteht aus Ökosystemen, die sich möglichst ohne Eingriffe des Menschen entwickeln sollen. Dazu zählen bei uns die Naturschutzgebiete Gadental und Faludriga-Nova, der Gebirgsfluss Lutz, das Gebiet Kirschwald-Ischkarnei, der Moorkomplex Tiefenwald und die Rote Wand, der höchste Berg des Tales.

biosphärenpark.haus: Entdecken, Genießen, Einkaufen

Du willst mehr über den Biosphärenpark erfahren? Im biosphärenpark.haus in Sonntag – direkt gegenüber der Talstation Sonntag-Stein – erwarten Dich eine spannende Ausstellung, ein gemütliches Bistro und ein Laden mit regionalen Produkten. Schau vorbei!

Biodiversität und Schutzgüter


Der UNESCO Biosphärenpark verbindet den Schutz seltener Lebensräume wie Bergmähder und Kalkmoore mit nachhaltiger Entwicklung. Im Europaschutzgebiet Gadental finden bedrohte Arten wie Alpenschneehuhn und Frauenschuh ihren Lebensraum. Ein Ort, der Biodiversität bewahrt und erlebbar macht.

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